Ein Besuch bei Enrique Fuentes in seinem Wiener Atelier ist schlichtweg ein Erlebnis, dass einem lange in Erinnerung bleibt und dass sich in Blitzlichtern auch nach einer gewissen Zeit immer wieder vor das bildliche Gedächtnis spielt. Großformatige Leinwände lehnen an den Wänden, Bilder, an denen der Künstler gerade arbeitet, füllen den Boden, Arbeiten, die zur Rahmung für Ausstellungen bereit sind, liegen auf großen Tischen. Es riecht nach Ölfarbe und Terpentin – ein Geruch der wie das Parfüm des Malers alle Räume des Ateliers auffüllt.
Kommt man den Arbeiten und auch dem Heiligen Hallen seines Schaffens näher, dann wird sofort offensichtlich - Sein bevorzugtes künstlerisches Mittel ist die Ölfarbe und der Kohlestift oder auch die Fettkreide – am liebsten auf großformatigen Leinwänden. Kleine Zeichnungen bedeuten für den Künstler – sich einem Thema nähern, es erforschen und studieren und manchmal auch eine künstlerische Schaffenspause, die wiederum aktiv gegangen wird.
Sucht man bei Fuentes nach dem Konkreten, nach dem Gegenständlichen, so wird man vielfach nicht immer fündig werden. Es sind viel mehr Fragmente, die sich über seine Bilder hinwegbewegen und die kombinatorisch, die Phantasie und die Beobachtungsgabe des Betrachters fordern. Es distanziert sich von Erklärungen, zu denen wir Kunsthistoriker, die wir uns als Türöffner zur Kunst gerne verstehen, neigen. Er hält es fast ein bisschen wie Picasso, der sich auch immer gefragt hat, warum wir Menschen dazu neigen, die Kunst verstehen zu wollen. Wir hören einen Vogel lieblich zwitschern und fragen uns auch nicht, was er uns gerade eben gesagt hat. Wir versuchen auch nicht die Nacht oder die Blumen zu verstehen, den Sonnenaufgang und die Rundungen eines reizvollen Körpers.
Was wollen uns die Künstler damit sagen: Sie stiften in uns das Gefühl für Offenheit, für Feinsinn und für das Gefühl und im Moment der Betrachtung ein wenig innehalten, damit wir ganz in die Kunst abtauchen können.
Sein Abtauchen in die Kunst hat vor mehr als 25 Jahren begonnen, als er 1998 nach Paris ging, um dort an Staatliche Hochschule der schönen Künste in Paris Malerei zu studieren. Wilde Arbeiten – ungestümer Umgang mit dem Material und ein intensives Studium über die Macht der Farbe.
Nach fast 9 Jahren Studium und intensiver Auseinandersetzung mit der Malerei an sich begannen die sogenannten Wanderjahre und Auslandsaufenthalte unter anderem in Tokio, Teneriffa, Berlin, etc.
Enrique Fuentes arbeitet fast nie an einzelnen Bildern. Jedes Bild ist meist Teil einer sehr umfangreichen Serie an vielen Bildern, die sich wie eine Welle nach oben schaukeln, um dann wieder abzuflachen. Sie sind abstrakt expressionistisch mit sphärischer Tiefe und farbschleieriger Ruhe in sich. Sie erscheinen so, als erzählen sie eine Geschichte. Und manchmal auch verschiedene Versionen eines Themas. Denn wenn es nur eine Wahrheit gäbe, dann könnte man nicht 100 Bilder und mehr über ein und dasselbe Thema malen. Künstler lehren uns Weltoffenheit, Toleranz, Flexibilität, ein um die Ecke denken, ein Hinschauen auf die Gegensätze im Leben.
Er zeigt uns eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Schönen, mit dem Faszinierenden, mit dem atemberauenden aber auch mit dem gegensätzlichen – mit dem hässlichen im Leben.
Die Dunkle Seite und Helle Seiten – es sind genau das was was es eigentlich ausmacht, denn hätte man nur die Sonnige Seite, so würde man sehr schnell verbrennen, könnte man sich im Schatten – wenn manchmal auch ungewollt ausrasten.
Enrique Fuentes Bilder sind wie das Leben – das uns täglich fordert. Er zeigt und eine Bipolare Welt – er zeigt uns seine uns im nächsten Schritt auch unsere zwei Seiten –
Sein Zyklus Catrina - La Catrina ist eine Figur, die symbolisch für den Tag der Toten in Mexiko geworden ist - Im Gegensatz zu der westlichen Gesellschaft, wird in Mexiko mit dem Tod ganz anders umgegangen. Während hierzulande der Tod mit Trauer und der Farbe Schwarz verbunden ist, wird der Tag der Toten im Gegensatz dazu in Mexiko sehr farbenfroh und bunt gefeiert. An diesem Tag sind wohl alle Farben vertreten, die eine Farbpalette hergeben kann. In seinen La Catrinas zeigt er sich als Brückerbauer zwischen dem Westen und dem Osten – zwischen den Continenten – wenn man so will.
Dass sich Fuentes sehr stark mit den großen Themen der Philosophie, der Musik und vor allem der Literatur auseinander setzt, lässt er immer in seinen Bildern aufblitzen.
Die Göttliche Komödie, italienisch ursprünglich Comedia oder Commedia (deutsch „Komödie“), in späterer Zeit auch Divina Commedia genannt, ist das Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265–1321). Sie entstand während der Jahre seines Exils und wurde wahrscheinlich um 1307 begonnen und erst kurze Zeit vor seinem Tod vollendet (1321). Die in Hölle, Fegefeuer und Paradies aufgeteilte Divina Commedia gilt als bedeutendste Dichtung der italienischen Literatur und als Grundlage für die moderne italienische Sprache. Zudem wird sie als eines der größten Werke der Weltliteratur angesehen.
Und ganz ehrlich ist das Leben nicht auch manchmal eine einzige Komödie – manchmal tragisch manchmal komisch und erheiternd…
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